Warum unsere Wälder so gesund für uns sind

Die gesundheitliche Heilwirkung des Waldes

Warum Wälder so gesund für uns sind

Wann wart ihr zuletzt im Wald spazieren und seid dabei so richtig zur Ruhe gekommen? Die erdende, entspannende Wirkung, die leidenschaftliche Spaziergänger und Wanderer dem Wald schon seit jeher zuschreiben, wird zunehmend auch wissenschaftlich erforscht und nachgewiesen. So regt er wohl das parasympathische Nervensystem an, reduziert Stressbelastung, hilft gegen Depressionen, stärkt das Immunsystem und kann sogar vor chronischen Herz-Kreislaufkrankheiten inklusive Herzinfarkt schützen.

Die natürliche Funktion der Wälder

Der Wald ist nicht nur ein wichtiger Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, sondern auch für das Klima und die Luftqualität der Erde unersetzbar. Schließlich nehmen die Bäume wie die Ozeane CO² auf und dienen so als natürlicher Luftfilter. Überschüssiges CO² wird dauerhaft gespeichert und im Gegenzug für uns lebenswichtiger Sauerstoff freigesetzt.

Der Waldboden ist in der Lage, hohe Mengen Wasser zu speichern, was nach starkem Regen oder gar Überschwemmungen sehr dienlich ist. Außerdem trocknet das Grundwasser so in Trockenzeiten nicht so schnell aus, sondern Bäche und Flüsse werden weiterhin mit Wasser versorgt. Apropos Trockenzeiten: An heißen Tagen ist die Luft im schattigen Wald bis zu 8 °C kühler als die Luft in der Stadt und immerhin 6 °C kühler als auf dem freien Land.

Auch ist die Waldluft reiner und dadurch gesünder als Stadtluft, welche 90 % mehr feine Staubteilchen enthält. All das sind bereits viele Gründe, die für einen Schutz der Wälder und für mehr Aufenthalte in diesen sprechen. Dennoch legen neuere Studien nahe, dass es noch viel mehr gute Gründe für den nächsten Waldbesuch gibt.

Vielfältige Sinneseindrücke für die Gesundheit

Ein Besuch im Wald stimuliert zahlreiche Sinneseindrücke: Zwitschernde Vögel, duftende Tannennadeln, der weiche Waldboden… All dies bewirkt eine Stimulation des parasympathischen Nervensystems, welches für Erholung und Regeneration zuständig ist. Gerade Menschen, die in der Stadt leben, haben durch das schnelle und hektische Leben dort oft einen daueraktivierten Sympathikus und damit verbundene Stresserscheinungen.

Umso wichtiger ist es, immer wieder Entspannung zu finden, wie sie ein Aufenthalt im Wald verspricht. Selbst die Farbe Grün, die im Wald dominiert, hat der Farbenlehre zufolge eine beruhigende Wirkung auf den Menschen.

Menschen, die in Regionen mit viel Natur leben, sind Statistiken zufolge gesünder als diejenigen, die in „baumarmen“ Stadtteilen wohnen. Schon allein zehn zusätzliche Bäume pro Wohnblock können dabei einen großen Unterschied machen. Zudem zeigten Forscher schon vor einiger Zeit, dass Krankenhauspatienten, die aus dem Fenster auf Bäume blickten, eine schnellere Regeneration und weniger Schmerzen erlebten als solche, die auf eine kahle Hauswand blickten.

Die Stars im Wald: Terpene

Japanische Wissenschaftler fanden heraus, dass der Aufenthalt im Wald den Blutstrom im präfrontalen Kortex senkt – der Teil vom Gehirn, der zum Beispiel durch konzentriertes Arbeiten aktiviert wird und in der modernen Gesellschaft häufig im Einsatz ist. Im Wald kann das Gehirn also endlich einmal entspannen und zur Ruhe kommen.

Schon innerhalb etwa einer Stunde senkt das Spazierengehen im Wald den Blutdruck sowie die Herzfrequenz. Es werden weniger Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet und der Stresspegel so reduziert. Darüber hinaus erweitert sich die Lungenkapazität und die Arterien werden elastischer.

Selbst das Immunsystem profitiert scheinbar von der Waldluft: Regelmäßige Waldaufenthalte erhöhen die Zahl der natürlichen Killerzellen und senken die Zahl der gefährlichen T-Zellen. Die natürlichen Killerzellen helfen dem Körper bei der Bekämpfung veränderter Zellen, beispielsweise durch einen Virus oder eine Krebserkrankung.

Wohl verantwortlich für diese Effekte sind Terpene – Duftstoffe, die wir zwar nicht sehen, dafür aber riechen können. Terpene sind es, die dem Wald seinen unverwechselbaren Duft verleihen und die den Parasympathikus aktivieren, der letztendlich Auslöser für die positiven gesundheitlichen Wirkungen ist.

Waldbaden – ein vielversprechender Trend

All diese Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Wälder eine bedeutende Ressource für die menschliche physische sowie psychische Gesundheit sind. Selbst psychotherapeutische Einheiten sind effektiver, wenn sie im Wald stattfinden. In Japan hat sich der Aufenthalt im Wald selbst bereits als eigenständige Therapieform durchgesetzt – bekannt als Shinrin-Yoku, auf Deutsch Waldbaden.

Hinter dem Waldbaden steckt ein ausgiebiger Besuch eines Waldes: Ihr lauft voller Bewusstsein durch den Wald, meditiert, macht Atemübungen und erkundet den Wald mit allen Sinnen. So entfaltet der Wald seine heilenden Kräfte und stärkt eure Gesundheit. Auch in Deutschland wird das Waldbaden immer bekannter und an vielen Orten angeboten.

Doch auch ausgedehnte Spaziergänge und Wanderungen zahlen sich aus – das wohlige Gefühl im Anschluss basiert nicht nur auf einem erhöhten Wohlbefinden, sondern, wie wir gesehen haben, auch auf nachweisbaren Effekten.